Bradford-Faktor: Ein praktischer Maßstab für Fehlzeiten in Unternehmen - Shiftbase
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Ein hoher Bradford Score signalisiert häufige Kurzzeitausfälle und kann auf möglichen Handlungsbedarf im Abwesenheitsmanagement hinweisen. Die Zahl allein reicht jedoch nicht aus – Arbeitgeber sollten gezielt prüfen, welche Maßnahmen sinnvoll und angemessen sind. Hier sind die wichtigsten Schritte im Überblick.
Der Bradford-Faktor ist eine Kennzahl, die die Häufigkeit und Muster von Fehlzeiten bei Mitarbeitenden bewertet. Er hilft Unternehmen, besonders problematische Kurzzeiterkrankungen zu identifizieren – jene, die den Betriebsablauf oft stärker stören als längere, seltene Ausfälle.
Die Analyse des Bradford Faktors erfordert eine differenzierte Betrachtung verschiedener Arten von Abwesenheiten – Krankenstand, Fehlzeiten und Absentismus. Während Krankenstand sich auf Abwesenheiten aufgrund von Krankheit bezieht, umfassen Fehlzeiten alle Arten von Nicht-Anwesenheiten, einschließlich Urlaub und Sonderurlaub. Absentismus hingegen bezieht sich auf unentschuldigte oder häufige kurzfristige Abwesenheiten. Diese Kategorisierung hilft, spezifische Problembereiche zu identifizieren und entsprechend zu adressieren.
Shiftbase-Tipp: Die Anwendung des Bradford-Faktors in Verbindung mit einem professionellen Abwesenheitsmanagement-System wie Shiftbase unterstützt HR-Abteilungen dabei, den Überblick über Fehlzeiten zu behalten und präzise Maßnahmen abzuleiten.
Wie wird der Bradford-Faktor berechnet?
Der Bradford-Faktor wird durch eine einfache mathematische Formel berechnet, die sowohl die Häufigkeit als auch die Dauer von Abwesenheiten berücksichtigt.
📌 Die Formel lautet:
Bradford Score = S² × D
Dabei steht:
B für den Bradford-Wert
S = Anzahl der Krankheitsfälle in einem definierten Zeitraum (z. B. ein Jahr)
D = Gesamtanzahl der Fehltage im gleichen Zeitraum
Bedeutung der Bestandteile
Anzahl der Krankheitsfälle (S): Je häufiger ein Mitarbeiter fehlt, desto stärker wirkt sich dies auf den Bradford-Wert aus. Die Häufigkeit wird hier durch das Quadrieren besonders hervorgehoben.
Gesamtdauer der Abwesenheit (D): Die Gesamtzahl der Krankheitstage zeigt, wie lange ein Mitarbeiter im betrachteten Zeitraum abwesend war.
Durch diese Gewichtung wird deutlich, dass mehrere kurze Abwesenheiten einen höheren Bradford-Wert erzeugen als eine längere, zusammenhängende Fehlzeit. Dies macht den Faktor besonders hilfreich, um Kurzzeiterkrankungen und deren Auswirkungen zu erkennen.
Schritte zur Berechnung
1️⃣ Anzahl der Krankheitsfälle ermitteln (S): Zählen Sie, wie oft ein Mitarbeiter innerhalb des definierten Zeitraums (z. B. 12 Monate) abwesend war.
2️⃣ Gesamtdauer der Fehlzeiten in Tagen bestimmen (D): Addieren Sie die Anzahl der Tage, an denen der Mitarbeiter gefehlt hat.
3️⃣ Formel anwenden: Setzen Sie die Werte in die Formel ein, quadrieren Sie die Anzahl der Krankheitsfälle und multiplizieren Sie das Ergebnis mit der Gesamtdauer der Abwesenheiten.
Bradford-Faktor berechnen - Beispiel
Ein Mitarbeitender fehlt 3-mal je 1 Tag im Jahr. → Score = 3² × 3 = 27 Fehlt jemand dagegen 1-mal 9 Tage, ist der Score = 1² × 9 = 9
Erkenntnis: Viele kurze Abwesenheiten erzeugen einen höheren Score – und damit Handlungsbedarf.
Tipps zur Anwendung der Bradford-Formel
Die Bradford-Formel ist ein wirksames Werkzeug im Abwesenheitsmanagement, doch ihre Anwendung verlangt Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein. Nachfolgend die wichtigsten Hinweise für eine faire und effektive Nutzung:
Warum ist es wichtig, individuelle Umstände zu berücksichtigen?
Die Formel berechnet nur eine Zahl – nicht den Grund für die Abwesenheit. Ein hoher Score kann durch chronische Erkrankungen, Pflegeverpflichtungen oder psychische Belastungen entstehen. Arbeitgeber sollten diese Faktoren stets in ihre Bewertung einbeziehen.
Sollte der Bradford-Wert allein ausschlaggebend für Maßnahmen sein?
Nein. Der Wert darf nicht isoliert verwendet werden. Stattdessen sollte er als Signal verstanden werden, mit dem HR und Führungskräfte den Dialog mit betroffenen Mitarbeitenden suchen. Persönliche Gespräche sind essenziell, um Ursachen zu verstehen und Lösungen zu erarbeiten.
Wie lässt sich eine Stigmatisierung von Mitarbeitenden vermeiden?
Wenn Mitarbeitende den Eindruck gewinnen, sie würden allein anhand einer Kennzahl bewertet, kann dies zu Verunsicherung und sogar zu Präsentismus führen – also dem Erscheinen trotz Krankheit. Ein sensibler, offener Umgang ist daher entscheidend.
Wichtig für Arbeitgeber: Die Einführung der Bradford-Formel sollte von transparenter Kommunikation und klaren Richtlinien begleitet werden.
Sollte der Bradford-Faktor mit weiteren Kennzahlen kombiniert werden?
helfen, ein umfassendes Bild zu erhalten und gezieltere Maßnahmen zu entwickeln.
Welche Rolle spielt der Datenschutz bei der Anwendung?
Die Berechnung des Bradford-Faktors basiert auf personenbezogenen Abwesenheitsdaten. Daher gelten die Datenschutz-Grundsätze gemäß DSGVO: Nur autorisierte Personen dürfen Zugriff haben, und die Verarbeitung muss transparent und rechtlich begründet erfolgen.
Mit Shiftbase sichern Sie sich ab: Die Software erfüllt alle Anforderungen an Datensicherheit und Rechtemanagement für die Personalverwaltung.
Wie kann man Fehlinterpretationen vermeiden?
Ein hoher Bradford-Score bedeutet nicht automatisch, dass ein Problem vorliegt. Häufige, aber nachvollziehbare Kurzzeitabwesenheiten – z. B. durch Kinderkrankheiten – können den Score beeinflussen, ohne dass Handlungsbedarf besteht. Der Einzelfall zählt.
Die Bradford-Formel ist ein wertvolles Instrument zur Bewertung von Abwesenheiten, wenn sie menschenorientiert, datenschutzkonform und im Zusammenspiel mit weiteren HR-Daten eingesetzt wird. Unternehmen, die den Faktor sensibel und transparent in ihre Personalstrategie integrieren, können ihre Organisationsstruktur nachhaltig verbessern, ohne das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gefährden.
Die HR-Abteilung kann den Bradford-Score nutzen, um:
Abwesenheitsmuster regelmäßig zu analysieren
präventive Maßnahmen wie Gesundheitsförderung oder Homeoffice-Regelungen einzuleiten
zielgerichtet mit den Betriebsrat über Belastungstrends zu kommunizieren
2. Für Führungskräfte im Alltag
Teamleiter profitieren von einem klareren Überblick über:
Anwesenheitsverläufe im Team
auffällige Kurzzeitausfälle
vergleichbare Daten über mehrere Mitarbeitende hinweg
Der Score dient als Gesprächsgrundlage, um Ursachen wertschätzend zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln – etwa durch flexible Schichtplanung oder Rückkehrgespräche.
3. Im Rahmen der Unternehmensstrategie
Langfristig trägt der Bradford-Faktor zur organisationalen Gesundheitsstrategie bei. Er hilft dabei:
das Employer Branding durch faire und nachvollziehbare Prozesse zu stärken
Vorteile und Risiken der Bradford-Faktor
✅ Vorteile
Frühwarnsystem für auffällige Fehlzeiten Erkennt wiederkehrende Muster bei Kurzzeitausfällen, die im Alltag oft untergehen.
Objektive Kennzahl zur Personalsteuerung Liefert eine klare Grundlage für Entscheidungen im HR- und Abwesenheitsmanagement.
Fördert Gespräche und Prävention Dient als neutraler Einstieg für Rückkehrgespräche oder gesundheitsfördernde Maßnahmen.
Unterstützt die Personalplanung Ermöglicht bessere Einsatzplanung in schichtbasierten oder teamabhängigen Strukturen.
Stärkung der HR-Strategie Integriert in Tools wie Shiftbase lässt sich der Score automatisiert auswerten und strategisch nutzen.
⚠️ Risiken
Vernachlässigung individueller Umstände Der Score blendet persönliche Hintergründe aus – z. B. chronische Erkrankungen oder Pflegeverpflichtungen.
Gefahr der Stigmatisierung Mitarbeitende könnten sich unter Druck gesetzt fühlen, krank zur Arbeit zu kommen (Präsentismus).
Datenschutzanforderungen Die Verarbeitung personenbezogener Gesundheitsdaten erfordert DSGVO-konforme Prozesse.
Falsche Interpretation der Zahlen Ein hoher Wert bedeutet nicht automatisch ein Problem – der Kontext ist entscheidend.
Eingeschränkte Eignung Für kreative oder projektbasierte Arbeitsformen ist der Nutzen des Faktors begrenzt.
Empfehlung von Shiftbase: Nutzen Sie den Bradford-Faktor als Instrument, nicht als Automatismus. Die Kombination aus Zahlen, Gesprächen und HR-Kompetenz ist entscheidend.
Welche Maßnahmen können aus einem hohen Bradford Score resultieren?
Ein hoher Bradford Score zeigt an, dass es bei einer oder mehreren Personen im Unternehmen auffällige Fehlzeitenmuster gibt – insbesondere häufige Kurzzeitausfälle. Doch Achtung: Der Score ist kein automatischer Handlungsbefehl, sondern ein Hinweis auf möglichen Gesprächs- oder Unterstützungsbedarf.
Persönliches Gespräch mit dem Mitarbeitenden führen
Der erste Schritt sollte immer ein wertschätzendes, vertrauliches Gespräch sein. Ziel ist es:
die Hintergründe der Abwesenheiten zu verstehen (z. B. gesundheitliche, familiäre oder psychische Belastungen)
die Situation gemeinsam zu reflektieren
ggf. individuelle Unterstützung anzubieten (z. B. Anpassung der Arbeitslast)
Einsatz betrieblicher Gesundheitsmaßnahmen prüfen
Ein hoher Score kann auf generelle Belastungen hinweisen – z. B. Stress im Team, unklare Arbeitsprozesse oder fehlende Pausenregelungen. Denkbare Maßnahmen sind:
Temporäre Aufgabenverlagerung, um einzelne Beschäftigte zu entlasten
Einbindung von Betriebsrat und HR-Abteilung
Besonders bei wiederholten hohen Scores empfiehlt sich die frühzeitige Abstimmung mit dem Betriebsrat und der Personalabteilung – z. B. um gemeinsame Präventionsansätze zu entwickeln oder klare, faire Richtlinien für den Umgang mit wiederholten Fehlzeiten zu formulieren.
Maßvoll und fair agieren Ein hoher Bradford Score zeigt Handlungsbedarf, aber nicht automatisch ein Fehlverhalten. Arbeitgeber, die den Score als Frühwarnsignal verstehen, können frühzeitig gegensteuern – mit Empathie, System und Struktur.
Fazit zum Bradford Faktor
Der Bradford-Faktor ist ein wertvolles Instrument, um Einblicke in die Abwesenheitsmuster der Mitarbeiter zu gewinnen. Er ermöglicht es Unternehmen, potenzielle Probleme im Arbeitsumfeld frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Dank seiner einfachen Berechnungsformel bietet er eine praktikable Methode zur Identifizierung von Fehlzeitmustern.
Allerdings sollte der Bradford-Faktor nicht isoliert oder als alleiniges Bewertungskriterium verwendet werden. Eine ganzheitliche Betrachtung, die sowohl die individuellen Umstände der Mitarbeiter als auch die spezifischen Arbeitsbedingungen berücksichtigt, ist entscheidend.
Zudem ist es wichtig, Datenschutzbestimmungen einzuhalten und eine transparente Kommunikation mit der Belegschaft zu pflegen.
Die effektive Nutzung des Bradford-Faktors erfordert ein ausgewogenes Vorgehen, das die Bedürfnisse des Unternehmens und der Mitarbeiter in Einklang bringt. In Kombination mit anderen HR-Instrumenten und Strategien kann er dazu beitragen, ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen.
Häufig gestellte Fragen
Ja, solange der Datenschutz eingehalten wird und Mitarbeitende bzw. der Betriebsrat über die Anwendung informiert sind.
Das ist branchenabhängig, doch Werte über 100 oder 200 gelten oft als Warnsignal (z. B. Score 201 = kritischer Schwellenwert).
Er berücksichtigt nicht nur die Anzahl der Fehltage, sondern auch deren Häufigkeit – und bewertet damit die Störwirkung im Arbeitsprozess.
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