Rückwirkende Krankschreibungen sind ein relevantes Thema für jeden Arbeitgeber, da sie sowohl rechtliche als auch organisatorische Fragen aufwerfen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte der rückwirkenden Krankschreibung, einschließlich der Anforderungen, Möglichkeiten und speziellen Regelungen. Ziel ist es, Arbeitgebern praktische Hinweise zu geben, wie sie mit solchen Situationen umgehen können, um sowohl den betrieblichen Ablauf zu sichern als auch die Rechte ihrer Mitarbeiter zu wahren.
Was ist eine rückwirkende Krankschreibung?
Eine rückwirkende Krankschreibung ist ein Attest, das von einem Arzt ausgestellt wird und bestätigt, dass ein Arbeitnehmer bereits vor dem Arztbesuch krank war und arbeitsunfähig ist. Normalerweise wird eine Krankschreibung zum Zeitpunkt des Arztbesuches ausgestellt. In manchen Fällen kann jedoch ein Arzt rückwirkend, für einige Tage vor dem Arztbesuch, die Arbeitsunfähigkeit bescheinigen. Dies ist in der Regel nur unter bestimmten Umständen und für eine begrenzte Zeit möglich, meist bis zu maximal drei Tage rückwirkend, abhängig von den spezifischen gesetzlichen Regelungen und der medizinischen Praxis. Rückwirkende Krankschreibungen sollen es Arbeitnehmern ermöglichen, ihre Gesundheit ohne den Druck zu sofortiger ärztlicher Konsultation zu priorisieren, allerdings unter strengen Voraussetzungen, um Missbrauch zu vermeiden.
Wann ist eine Krankschreibung erforderlich?
Falls Arbeitnehmer erkranken, sind sie verpflichtet, ihren Arbeitgeber darüber in Kenntnis zu setzen und dies ggf. zu belegen. Dabei wird zwischen kurzen und längeren Krankheitsphasen unterschieden.
Bei einer kurzzeitigen Erkrankung sollten Arbeitnehmer ihren Vorgesetzten unverzüglich informieren und, wenn möglich, angeben, wie lange die Arbeitsunfähigkeit voraussichtlich andauern wird. Für diese Mitteilung gibt es keine festen Vorgaben: Sie kann mündlich, telefonisch, schriftlich, durch eine vertrauenswürdige Person oder sogar digital erfolgen.
Wenn jedoch jemand über einen Zeitraum von mehr als drei Tagen erkrankt ist, ist er verpflichtet, ab dem vierten Tag eine ärztliche Bescheinigung beim Arbeitgeber vorzulegen. Dabei werden Wochenenden und Feiertage mitgezählt, selbst wenn an diesen Tagen nicht gearbeitet wird.
Es ist relevant zu wissen, dass in einigen Fällen Arbeitgeber bereits vor dem vierten Tag ein Attest anfordern können. Solche Sonderregelungen können in Betriebsvereinbarungen oder individuellen Arbeitsverträgen festgelegt sein.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Sollten Sie nach Ablauf Ihrer ursprünglichen Krankschreibung immer noch arbeitsunfähig sein, ist eine erneute Bescheinigung vom Arzt notwendig. Digitale Tools und Systeme können Arbeitgebern helfen, den Überblick über alle relevanten Mitarbeiterinformationen zu bewahren.
Wie lange kann ein Arzt eine Krankschreibung ausstellen?
Gemäß der Arbeitsunfähigkeits-Richtlinie (AU-RL) wird von Ärzten erwartet, dass sie die Krankschreibung am Tag der Untersuchung ausstellen, um zu bestätigen, dass der Patient tatsächlich arbeitsunfähig ist.
Es existiert allerdings eine Ausnahme für rückwirkende Krankschreibungen: Ein Arzt darf bis zu drei Tage rückwirkend krankschreiben. Dabei müssen jedoch zwei Voraussetzungen erfüllt sein:
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Der Arzt muss davon überzeugt sein, dass der Patient in diesem Zeitraum wirklich arbeitsunfähig war.
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Es sollte einen triftigen Grund geben, warum die Krankschreibung nicht früher beantragt wurde. Beispielsweise könnte der Patient zu krank gewesen sein, um die Praxis aufzusuchen, oder die Praxis war am Wochenende geschlossen.
💡Ein Rat für Arbeitnehmer: Wenn Sie krank sind, ist es ratsam, die Arztpraxis bereits am ersten Tag Ihrer Erkrankung zu kontaktieren. So können spätere Unklarheiten oder Zweifel an Ihrer Arbeitsunfähigkeit vermieden werden.
Möglichkeiten der rückwirkenden Krankschreibung
Wie lange ist eine rückwirkende Krankschreibung möglich?
Eine rückwirkende Krankschreibung ist in der Regel für maximal drei Tage möglich. Dies bedeutet, dass ein Arzt die Arbeitsunfähigkeit eines Patienten unter bestimmten Umständen für bis zu drei Tage rückwirkend bescheinigen kann, beginnend vom Tag des Arztbesuches. Diese Regelung soll es Patienten ermöglichen, auch dann eine offizielle Krankschreibung zu erhalten, wenn sie über das Wochenende oder an Feiertagen erkranken und keinen Arzt aufsuchen können, bis die Praxis wieder geöffnet ist.
📌 Ein wichtiger Hinweis: Werden Sie während Ihres Urlaubs krank und legen ein ärztliches Attest vor, welches Ihre Arbeitsunfähigkeit bescheinigt, können Sie sich die krankheitsbedingten Urlaubstage zurückholen. Dies ist gemäß § 9 des Bundesurlaubsgesetzes geregelt.
Kann der Arzt eine rückwirkende Krankschreibung ablehnen?
Ja, definitiv. Ein Arzt hat das Recht, die Ausstellung einer rückwirkenden Krankschreibung zu verweigern. Dies kann der Fall sein, wenn Sie bereits länger als die erlaubten drei Tage krank sind oder wenn der Arzt nicht davon überzeugt ist, dass Sie tatsächlich während des gesamten Zeitraums arbeitsunfähig waren. Erscheinen Sie gesundheitlich stabil bei der Untersuchung, könnte der Arzt Ihnen eine rückwirkende Bescheinigung verweigern.
Folgen einer verweigerten Krankschreibung können sein:
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Sie erhalten keine Vergütung für die Tage, an denen Sie der Arbeit fernblieben.
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Bei häufigen Fehlzeiten ohne nachgewiesene Krankheit kann Ihr Arbeitgeber Sie abmahnen oder in extremen Fällen sogar kündigen.
Besondere Fälle der rückwirkenden Krankschreibung
Rückwirkende Krankschreibung am Wochenende
Rückwirkende Krankschreibungen am Wochenende stellen eine besondere Situation dar, da viele Arztpraxen samstags und sonntags geschlossen sind. Wenn ein Arbeitnehmer am Wochenende erkrankt und erst am darauffolgenden Werktag einen Arzt aufsuchen kann, ist es möglich, dass der Arzt eine Krankschreibung rückwirkend für die Tage des Wochenendes ausstellt.
Dabei muss der Arzt überzeugt sein, dass die Symptome und der Gesundheitszustand des Arbeitnehmers eine Arbeitsunfähigkeit bereits während des Wochenendes gerechtfertigt hätten. Es ist wichtig zu betonen, dass auch hier die rückwirkende Krankschreibung in der Regel nur für einen kurzen Zeitraum, meist bis zu drei Tagen, möglich ist. Arbeitgeber sollten in solchen Fällen nachvollziehen können, dass die rückwirkende Krankschreibung aus medizinischer Sicht notwendig und gerechtfertigt war, um Missverständnisse und Missbrauch zu vermeiden.
Rückwirkende Krankschreibung Folgebescheinigung
Eine rückwirkende Krankschreibung kann auch in Form einer Folgebescheinigung ausgestellt werden. Wenn ein Arbeitnehmer bereits eine initiale Krankschreibung erhalten hat und weiterhin arbeitsunfähig ist, kann der Arzt eine Folgebescheinigung ausstellen, die direkt an die vorherige Krankschreibung anschließt. In manchen Fällen, wenn der Arbeitnehmer es nicht rechtzeitig schafft, vor Ablauf der ersten Krankschreibung erneut den Arzt aufzusuchen, kann die Folgebescheinigung auch rückwirkend ausgestellt werden.
Hierbei ist besonders darauf zu achten, dass die rückwirkende Folgebescheinigung nur für einen kurzen Zeitraum gültig ist, in der Regel bis zu drei Tage nach Ablauf der initialen Bescheinigung. Dies soll sicherstellen, dass die Kontinuität der Krankschreibung medizinisch begründet und nachvollziehbar bleibt. Arbeitgeber müssen bei Folgebescheinigungen besonders auf die nahtlose Dokumentation achten, um die Rechtmäßigkeit der Arbeitsunfähigkeit über den gesamten Zeitraum hinweg zu gewährleisten.
Rückwirkende Krankschreibung und Krankengeld
Rückwirkende Krankschreibungen spielen auch beim Thema Krankengeld eine wichtige Rolle. Krankengeld wird von der gesetzlichen Krankenversicherung gezahlt, wenn ein Arbeitnehmer aufgrund einer Krankheit arbeitsunfähig ist und sein Entgeltfortzahlungsanspruch durch den Arbeitgeber ausgelaufen ist. Hier sind einige Schlüsselaspekte, die Arbeitgeber bezüglich rückwirkender Krankschreibungen und Krankengeld beachten sollten:
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Beginn der Krankengeldzahlung: Die Zahlung des Krankengeldes setzt ein, nachdem die Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber nach sechs Wochen endet. Für den Beginn der Krankengeldzahlung ist eine durchgehende Krankschreibung erforderlich.
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Lückenlose Krankschreibung: Es ist entscheidend, dass die Krankschreibung lückenlos erfolgt. Sollte zwischen dem Ende der ersten Krankschreibung und der Ausstellung einer Folgebescheinigung eine Unterbrechung liegen, kann dies Probleme bei der Zahlung des Krankengeldes verursachen. Eine rückwirkende Krankschreibung kann in solchen Fällen helfen, die lückenlose Dokumentation der Arbeitsunfähigkeit sicherzustellen.
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Dauer der rückwirkenden Krankschreibung: Wie bereits erwähnt, ist eine rückwirkende Krankschreibung normalerweise auf wenige Tage beschränkt. Im Kontext des Krankengeldes ist dies besonders relevant, da nur eine fortlaufende medizinische Bestätigung der Arbeitsunfähigkeit die Basis für die Fortzahlung des Krankengeldes bildet.
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Kommunikation mit der Krankenkasse: Arbeitgeber sollten sicherstellen, dass alle relevanten Dokumente und Informationen bezüglich der Krankschreibung zeitnah und korrekt an die Krankenkasse weitergeleitet werden. Dies schließt rückwirkende Krankschreibungen ein, die ordnungsgemäß dokumentiert und begründet sein müssen.
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Prüfung der Voraussetzungen: Es liegt in der Verantwortung des Arbeitgebers, die Voraussetzungen für die Gewährung von Krankengeld, insbesondere im Zusammenhang mit rückwirkenden Krankschreibungen, genau zu prüfen und bei Unklarheiten aktiv mit der Krankenkasse zusammenzuarbeiten.
Durch das Verständnis dieser Zusammenhänge können Arbeitgeber die Rechte ihrer Mitarbeiter wirksam unterstützen und gleichzeitig sicherstellen, dass die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden.
Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber
Wann sollten Arbeitnehmer darauf achten, sich (nachträglich) krankschreiben zu lassen?
Arbeitgeber sollten ihre Mitarbeiter darüber aufklären, unter welchen Umständen eine (nachträgliche) Krankschreibung angebracht und notwendig ist. Folgende Handlungsempfehlungen können dabei helfen, sowohl den reibungslosen Betriebsablauf zu gewährleisten als auch die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen:
Unverzügliche Kommunikation: Mitarbeiter sollten angewiesen werden, ihren Vorgesetzten so schnell wie möglich über ihre Krankheit zu informieren, auch wenn sie zunächst keinen Arzt aufsuchen können. Dies hilft, frühzeitig geeignete Maßnahmen einzuleiten.
Besuch beim Arzt: Mitarbeiter, die krankheitsbedingt nicht zur Arbeit erscheinen können, sollten angehalten werden, zeitnah einen Arzt aufzusuchen. Wenn dies aufgrund von Wochenenden oder Feiertagen nicht möglich ist, sollte der Arztbesuch unmittelbar am nächsten Werktag erfolgen.
Dokumentation von Symptomen: Arbeitnehmer sollten dazu ermutigt werden, ihre Symptome genau zu dokumentieren und diese Informationen bei ihrem Arztbesuch bereitzustellen. Dies kann dem Arzt helfen, die Situation besser einzuschätzen und gegebenenfalls eine rückwirkende Krankschreibung auszustellen.
Verständnis für gesetzliche Vorgaben: Arbeitgeber sollten sich mit den gesetzlichen Regelungen zur Krankschreibung vertraut machen und diese Informationen an ihre Mitarbeiter weitergeben. Dies beinhaltet auch das Wissen darüber, wie lange eine rückwirkende Krankschreibung möglich ist.
Umgang mit rückwirkenden Krankschreibungen: Arbeitgeber sollten klare Richtlinien festlegen, wie mit rückwirkenden Krankschreibungen umgegangen wird, insbesondere in Bezug auf die maximale Dauer und die erforderliche Dokumentation durch den Arzt.
Durch die Befolgung dieser Empfehlungen können Arbeitgeber sicherstellen, dass Krankschreibungen korrekt gehandhabt werden und Missbrauch vermieden wird, während gleichzeitig die Gesundheit der Mitarbeiter geschützt wird.
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Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass rückwirkende Krankschreibungen ein wichtiges Instrument für Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind, um bei Krankheit eine kontinuierliche Versorgung und Absicherung zu gewährleisten. Arbeitgeber sollten die Regeln und Grenzen rückwirkender Krankschreibungen verstehen und ihre Mitarbeiter entsprechend informieren und unterstützen. Eine klare Kommunikation und die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben sind essentiell, um sowohl die Interessen des Betriebs als auch die Gesundheit und Rechte der Mitarbeiter zu wahren.
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