Das Jahr 2021 kennzeichnete einen Wendepunkt im Arbeitsmarkt mit dem Phänomen der "Great Resignation". Dieser von Anthony Klotz geprägte Begriff beschreibt die erhebliche Kündigungswelle während der COVID-19-Pandemie. In diesem Artikel erwartet Sie ein tieferer Einblick in diesen Trend, bei dem Arbeitnehmer weltweit ihren Wunsch nach mehr Autonomie und einer besseren Work-Life-Balance neu evaluiert haben.
Was ist eine Great Resignation?
Die "Great Resignation", auch als „Große Kündigungswelle“ bezeichnet, ist ein Phänomen, das erstmals in den USA während und nach der COVID-19-Pandemie beobachtet wurde. Es beschreibt eine signifikante und anhaltende Zunahme der Anzahl von Menschen, die freiwillig ihre Arbeitsplätze verlassen. Diese Welle begann um das Jahr 2021 und betraf verschiedene Branchen, insbesondere solche, die niedrige Löhne und schwierige Arbeitsbedingungen boten.
Mehrere Faktoren trugen zu diesem Trend bei:
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Neubewertung der Arbeit und des Lebens: Viele Menschen überdachten ihre Karriereziele und Lebensprioritäten, was oft zu dem Schluss führte, dass ihre aktuellen Jobs nicht mehr zufriedenstellend oder lebenswert waren.
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Flexibilität und Fernarbeit: Die Pandemie zeigte, dass viele Jobs effektiv im Homeoffice ausgeführt werden können. Dies führte zu einer steigenden Nachfrage nach flexibleren Arbeitsmodellen, die viele traditionelle Arbeitsplätze nicht bieten konnten.
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Arbeitsmarktbedingungen: In vielen Fällen verbesserten sich die Arbeitsmarktbedingungen derart, dass Arbeitnehmer mehr Verhandlungsmacht hatten, was sie ermutigte, nach besseren Gelegenheiten zu suchen.
Die Great Resignation hat weitreichende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, einschließlich Herausforderungen für Unternehmen bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung, sowie eine Veränderung in der Dynamik zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Zusammenhang zwischen Job-Boomeranging und der Great Resignation
Der Begriff "Job-Boomeranging" beschreibt das Phänomen, bei dem Mitarbeiter nach ihrem Austritt aus einem Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu diesem zurückkehren. Dieses Verhalten hat in der Zeit der "Great Resignation" an Bedeutung gewonnen, da die dynamischen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt viele Arbeitnehmer dazu veranlasst haben, ihre Karriereentscheidungen zu überdenken und neue Möglichkeiten zu erkunden.
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Neubewertung und Rückkehr: Während der Great Resignation haben viele Arbeitnehmer ihre beruflichen und persönlichen Prioritäten neu bewertet. Nachdem sie neue Erfahrungen gesammelt oder eine Auszeit genommen haben, erkennen einige, dass ihr früherer Arbeitsplatz doch attraktive Vorteile oder unerwartete Karrierechancen bietet, die sie anderswo nicht finden.
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Veränderte Arbeitsbedingungen: Unternehmen haben als Reaktion auf die Great Resignation oft ihre Arbeitsbedingungen verbessert, um Fachkräfte zu halten oder zurückzugewinnen. Dazu gehören bessere Bezahlung, mehr Flexibilität und eine stärkere Berücksichtigung der Work-Life-Balance. Diese Veränderungen können ehemalige Mitarbeiter anziehen und sie dazu bewegen, zu ihrem alten Arbeitgeber zurückzukehren.
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Bewusstsein für den Wert bekannter Arbeitsumgebungen: Nach dem Verlassen eines Unternehmens während der Great Resignation könnten Arbeitnehmer feststellen, dass die "grüne Wiese" auf der anderen Seite nicht so grün ist, wie erhofft. Die Rückkehr zu einem vertrauten Arbeitsplatz, wo bereits Beziehungen und ein Verständnis für die Unternehmenskultur bestehen, kann attraktiver erscheinen.
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Strategische Rückkehr: Einige Arbeitnehmer nutzen die Great Resignation strategisch, um ihre Karriere voranzutreiben, indem sie neue Fähigkeiten erwerben oder in anderen Unternehmen arbeiten, um dann mit einem größeren Erfahrungsschatz und möglicherweise zu besseren Konditionen zu ihrem früheren Arbeitgeber zurückzukehren.
Auswirkungen auf Unternehmen
Unternehmen müssen erkennen, dass Job-Boomeranging in der Ära der Great Resignation eine wichtige Rolle spielen kann. Es bietet die Möglichkeit, erfahrene und bereits eingearbeitete Mitarbeiter zurückzugewinnen, was die Einarbeitungszeit und -kosten reduzieren kann. Zugleich sollten Firmen eine Kultur schaffen, die ehemalige Mitarbeiter willkommen heißt und ihre kontinuierliche Entwicklung fördert, um von diesem Trend zu profitieren.
Zusammengefasst zeigt der Zusammenhang zwischen Job-Boomeranging und der Great Resignation, dass die Arbeitswelt zunehmend dynamischer und flexibler wird, was Arbeitnehmern wie Unternehmen neue Strategien und Anpassungen abverlangt.
Gründe für die Great Resignation
Die Gründe für die "Great Resignation" in Deutschland sind vielschichtig und spiegeln sowohl lokale als auch globale Trends wider. Hier sind einige der Hauptfaktoren, die dazu beigetragen haben:
Neubewertung der Arbeitsbedingungen
Die Pandemie hat vielen Arbeitnehmern die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeitssituation zu überdenken. Dies führte zu einer verstärkten Nachfrage nach flexibleren Arbeitsmodellen wie Homeoffice und Teilzeitarbeit. Arbeitnehmer in Deutschland haben sich zunehmend für eine bessere Work-Life-Balance und gegen starre Arbeitsstrukturen entschieden.
Unzufriedenheit mit der Entlohnung und den Arbeitsbedingungen
In vielen Branchen, insbesondere im Einzelhandel, in der Gastronomie und in der Pflege, haben die niedrigen Löhne und die harten Arbeitsbedingungen zu einer hohen Fluktuation geführt. Die Krise hat die Wertschätzung für besser bezahlte Positionen und humanere Arbeitsbedingungen verstärkt.
Veränderungen im Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich während und nach der Pandemie verändert. Es gab einen Mangel an Fachkräften in vielen technologischen und spezialisierten Bereichen, was den Arbeitnehmern mehr Verhandlungsmacht und die Freiheit gab, nach besseren Möglichkeiten zu suchen.
Demografische Veränderungen
Die alternde Bevölkerung Deutschlands und der Rückgang der Erwerbsbevölkerung haben ebenfalls Einfluss auf die Arbeitsmarktbedingungen. Unternehmen müssen um die besten Talente konkurrieren, was Arbeitnehmern ermöglicht, ihre Karriereoptionen kritisch zu betrachten und gegebenenfalls Veränderungen vorzunehmen.
Psychische Gesundheit und Burnout
Die steigende Belastung und der Stress am Arbeitsplatz haben in vielen Sektoren zu erhöhten Burnout-Raten geführt. Die Pandemie hat das Bewusstsein für psychische Gesundheit geschärft und viele dazu veranlasst, ihre berufliche Laufbahn zu überdenken, wenn sie zu einer Verschlechterung ihres Wohlbefindens beiträgt.
Eine Unternehmenskultur, die von den Mitarbeitern als toxisch oder nicht unterstützend wahrgenommen wird, kann zu einer höheren Kündigungsrate führen. Insbesondere jüngere Generationen von Arbeitnehmern legen großen Wert auf eine positive und unterstützende Arbeitsumgebung.
Diese Faktoren zeigen, dass die Great Resignation in Deutschland nicht nur eine Reaktion auf die Pandemie ist, sondern auch tiefgreifende strukturelle Veränderungen im Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft widerspiegelt.
HR-Maßnahmen zur Bewältigung der "Great Resignation"
Personalverantwortliche können proaktiv auf die "Great Resignation" reagieren, indem sie Anzeichen für eine "stille Kündigung" erkennen und die Gründe für die Unzufriedenheit der Mitarbeiter berücksichtigen. Einige wirksame Strategien zur Bewältigung der Großen Kündigung umfassen:
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Stärkung des emotionalen Engagements: Investieren in Initiativen und Programme, die die emotionale Bindung und Loyalität der Mitarbeiter fördern.
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Einführung flexibler Arbeitskonzepte: Hierzu gehören flexible Arbeitszeiten und Modelle sowie Optionen für Remote-Arbeit, die den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter entsprechen.
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Nutzung digitaler Kommunikations- und Kollaborationswerkzeuge: Integrieren von Tools, die eine effiziente Kommunikation und Zusammenarbeit in Remote-Teams ermöglichen.
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Optimierung von Arbeitsabläufen: Etablierung effizienter und straffer Prozesse, um die Produktivität zu erhöhen und den Mitarbeiterstress zu minimieren.
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Programme für das Mitarbeiterwohlbefinden: Erstellung umfassender Wohlfühlprogramme, die sowohl die physischen als auch die mentalen Bedürfnisse der Belegschaft adressieren.
Globale Perspektiven auf die Great Resignation
Die Auswirkungen der Großen Resignation sind weltweit zu beobachten, auch wenn die spezifischen Umstände und Ursachen von Land zu Land unterschiedlich sein können.
Great Resignation in den Vereinigten Staaten
In den Vereinigten Staaten wurde die Kündigungswelle als "Big Quit" oder "The Great Talent Migration" bezeichnet. Die Zahl der freiwilligen Kündigungen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, außer während der Unsicherheit im Jahr 2020. Im Jahr 2021 nannten die meisten Arbeitnehmer, die kündigten, niedrige Löhne, fehlende Aufstiegsmöglichkeiten und das Gefühl, nicht respektiert zu werden, als Hauptgründe für ihre Kündigung. Weitere Faktoren waren Herausforderungen im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung, Unflexibilität und die COVID-19-Impfpflicht.
Great Resignation in China
In China kam es während der Pandemie zu einer einzigartigen Bewegung, als die Bewegungen "Lying Flat" und "Let it Rot" aufkamen. Diese Bewegungen spiegelten die Ablehnung der anspruchsvollen Arbeitsbedingungen und die Einsicht in die eigene Unfähigkeit, etwas zu verändern, wider. Auch wenn diese Bewegungen ein wirtschaftliches Risiko darstellen, so zeigen sie doch die wachsende Unzufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld im Lande.
Great Resignation in Europa
Auch in Europa, darunter in Deutschland und im Vereinigten Königreich, hat die Zahl der Kündigungen deutlich zugenommen. Faktoren wie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und andere "Luxus"-Anliegen haben die Entscheidung der Arbeitnehmer beeinflusst, sich nach neuen Möglichkeiten umzusehen. Es wird jedoch erwartet, dass die Gesamtarbeitslosenquote in Europa wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgeht, was darauf hindeutet, dass die große Resignation auf lange Sicht nicht so weitreichend sein dürfte.
Mögliche globale Auswirkungen in der Zukunft
Es ist wichtig zu betonen, dass die "Great Resignation" sowohl Risiken als auch Chancen für Unternehmen weltweit darstellt. Einerseits führt ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu Engpässen und Produktionsverzögerungen. Andererseits kann dies Arbeitgeber dazu veranlassen, innovative Lösungen zu finden, ihre Arbeitskultur zu überdenken und bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die „Great Resignation“ ein klares Signal für Arbeitgeber ist, auf die Bedürfnisse und Anliegen ihrer Mitarbeiter zu achten und proaktive Schritte zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit zu unternehmen.
Fazit
Die "Great Resignation" markiert eine signifikante Verschiebung im Arbeitsmarkt, die durch eine Kombination aus persönlicher Neubewertung der Arbeitswerte, veränderten Arbeitsbedingungen und demografischen Entwicklungen ausgelöst wurde. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, auf diese Veränderungen zu reagieren, indem sie flexiblere Arbeitsmodelle, verbesserte Vergütungsstrukturen und eine stärkere Fokussierung auf die Mitarbeiterzufriedenheit und -gesundheit einführen. Langfristig könnte diese Bewegung zu einer humaneren Arbeitswelt führen, in der die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Mitarbeiter stärker im Vordergrund stehen.