Gaslighting am Arbeitsplatz: So handeln Sie richtig

  • Verfasst von: Diana Tran
  • Letzte Aktualisierung: 15 Juli 2024
Bild eines besorgten Mitarbeiters, der Anzeichen von Gaslighting am Arbeitsplatz erlebt.

Gaslighting am Arbeitsplatz ist ein subtiler, oft übersehener Aspekt der Arbeitswelt, der tiefgreifende Folgen für das Selbstbewusstsein und die Gesundheit der Betroffenen haben kann. In diesem Artikel erörtern wir, wie sich Gaslighting manifestiert, welche Anzeichen darauf hindeuten und welche rechtlichen Rahmenbedingungen dafür relevant sind. Zudem bieten wir praktische Tipps und Maßnahmen, wie man sich schützen und Unterstützung finden kann.

Was ist Gaslighting?

Gaslighting ist eine Form der psychischen Manipulation, bei der eine Person oder eine Gruppe systematisch die Wahrnehmung der Realität eines anderen Menschen verzerrt, um Zweifel an dessen Urteilsvermögen und Selbstvertrauen zu säen. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Theaterstück "Gas Light", in dem ein Täter die Gaslichter in seinem Haus manipuliert, um seine Frau glauben zu machen, sie verliere ihren Verstand. In der Arbeitswelt kann Gaslighting durch verschiedenste Handlungen und Bemerkungen erfolgen, die darauf abzielen, das Selbstwertgefühl des Opfers zu untergraben und seine Erinnerungen oder Wahrnehmungen in Frage zu stellen. Häufig sind es Vorgesetzte oder Kollegen, die solche Manipulationsversuche nutzen, um eigene Fehler zu vertuschen oder die Kontrolle über die betroffene Person zu erlangen.

Beispiele von Gaslighting am Arbeitsplatz

Gaslighting am Arbeitsplatz kann viele Formen annehmen, wobei die Manipulation oft subtil und schwer zu erkennen ist. Hier sind einige konkrete Beispiele:

Leugnen von gemachten Aussagen
Ein Chef oder Kollege behauptet, bestimmte Dinge nie gesagt oder Versprechen nicht gemacht zu haben, auch wenn sie klar kommuniziert wurden.

Herabsetzung von Leistungen
Die Fähigkeiten und Erfolge eines Angestellten werden systematisch heruntergespielt oder ignoriert, um das Selbstbewusstsein und die Glaubwürdigkeit der Person zu untergraben.

Verfälschung der Realität
Ein Vorgesetzter stellt die Erinnerungen eines Mitarbeiters in Frage, indem er behauptet, bestimmte Ereignisse hätten sich ganz anders zugetragen, was zu Selbstzweifeln und Verwirrung führt.

Isolation von Kollegen
Ein Täter könnte versuchen, ein Opfer von seinen Kollegen zu isolieren, indem er Fehlinformationen verbreitet oder den Kontakt zwischen ihnen stört, um das Opfer abhängiger zu machen.

Konstantes Infragestellen der Kompetenz
Trotz guter Leistungen wird einem Angestellten ständig suggeriert, dass er nicht gut genug sei oder grundlegende Fehler mache, was langfristig das Selbstvertrauen und die Arbeitsmoral schwächt.

Diese Taktiken führen dazu, dass die Betroffenen an ihrer Wahrnehmung zweifeln und sich in einer ständigen Verteidigungsposition befinden, was das Arbeitsklima und die individuelle Arbeitsleistung erheblich beeinträchtigen kann.

Anzeichen für Gaslighting am Arbeitsplatz

Bild eines Mitarbeiters, der in einer Besprechung subtile Manipulation erfährt

Es ist wichtig, die Warnsignale zu erkennen, die auf Gaslighting am Arbeitsplatz hinweisen könnten. Hier sind einige typische Anzeichen:

  • Ständige Verunsicherung: Mitarbeiter fühlen sich dauerhaft unsicher über ihre Leistung und Entscheidungen, selbst bei Aufgaben, in denen sie zuvor sicher waren.

  • Zunehmende Isolation: Das Opfer wird schrittweise von Teamaktivitäten und wichtigen Meetings ausgeschlossen, was zu einer sozialen und beruflichen Isolation führt.

  • Häufige Selbstzweifel: Betroffene beginnen, ihre Fähigkeiten und ihr Urteilsvermögen ständig zu hinterfragen, was oft nicht mit der realen Leistung übereinstimmt.

  • Veränderte Wahrnehmung der Realität: Die ständige Infragestellung durch andere führt dazu, dass Mitarbeiter ihre eigene Erinnerung und Wahrnehmung anzweifeln.

  • Psychosomatische Beschwerden: Langfristiges Gaslighting kann zu Stress, Angstzuständen und sogar zu physischen Symptomen wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen führen.

  • Verlust des Selbstvertrauens: Ein markantes Zeichen von Gaslighting ist der schleichende Verlust des Selbstbewusstseins, der sich negativ auf alle Bereiche des beruflichen Lebens auswirken kann.

Das frühzeitige Erkennen dieser Anzeichen kann entscheidend sein, um angemessen reagieren und sich selbst oder andere schützen zu können.

Auswirkungen auf Opfer von Gaslighting

Die Auswirkungen von Gaslighting am Arbeitsplatz können tiefgreifend und langanhaltend sein, was die psychische und emotionale Gesundheit der Betroffenen stark beeinträchtigt. Einige der signifikanten Folgen sind:

  • Emotionale Erschöpfung: Opfer von Gaslighting erleben oft eine anhaltende emotionale Erschöpfung, da sie ständig ihre Wahrnehmungen und Entscheidungen hinterfragen müssen.

  • Verlust der beruflichen Identität: Die ständige Infragestellung der eigenen Fähigkeiten kann dazu führen, dass Betroffene an ihrer beruflichen Rolle und Kompetenz zweifeln, was ihre Karriereentwicklung stark beeinträchtigen kann.

  • Psychische Gesundheitsprobleme: Langfristiges Gaslighting kann zu ernsthaften psychischen Problemen führen, darunter Depressionen, Angststörungen und ein verringertes Selbstwertgefühl.

  • Verschlechterung der Arbeitsleistung: Die Unsicherheit und ständigen Selbstzweifel können sich negativ auf die Leistung auswirken, was zu Fehlern und verminderter Produktivität führt.

  • Soziale Isolation: Gaslighting führt oft zur sozialen Isolation am Arbeitsplatz, da Kollegen entweder die Manipulation nicht erkennen oder sich von dem Betroffenen distanzieren, um sich selbst zu schützen.

  • Physische Gesundheitsprobleme: Neben den psychischen Folgen können auch physische Symptome wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen und andere stressbedingte Erkrankungen auftreten.

Diese Effekte zeigen, wie schädlich Gaslighting für Individuen und das gesamte Arbeitsumfeld sein kann, was die Notwendigkeit von Präventions- und Interventionsstrategien unterstreicht.

Rechtliche Aspekte von Gaslighting am Arbeitsplatz

Bild eines Beraters, der einem Mitarbeiter bei Gaslighting-Problemen hilft.

Gaslighting am Arbeitsplatz kann auch rechtliche Implikationen haben, besonders wenn es systematisch und über einen längeren Zeitraum stattfindet. Hier sind einige rechtliche Aspekte, die sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer berücksichtigen sollten:

Verstoß gegen das Arbeitsrecht

In vielen Ländern fällt Gaslighting unter Mobbing und psychische Belästigung am Arbeitsplatz, was gesetzlich verboten ist. Arbeitgeber sind verpflichtet, eine sichere Arbeitsumgebung zu gewährleisten, und können bei Nichtbeachtung rechtlich belangt werden.

Schadenersatzansprüche

Opfer von Gaslighting können unter Umständen Schadenersatzansprüche geltend machen, wenn sie nachweisen können, dass sie durch das Gaslighting gesundheitliche Schäden erlitten oder ihre Karriere beeinträchtigt wurde.

Kündigungsschutz

In einigen Fällen können Betroffene von Gaslighting auch unter besonderen Kündigungsschutz fallen, insbesondere wenn sie aufgrund der Auswirkungen des Gaslightings arbeitsunfähig werden.

Datenschutz und Persönlichkeitsrechte

Die Manipulation von Informationen und die Verbreitung falscher Angaben können auch gegen Datenschutzgesetze und Persönlichkeitsrechte verstoßen.

Präventionspflicht des Arbeitgebers

Arbeitgeber haben nicht nur die Pflicht, auf Beschwerden zu reagieren, sondern müssen auch proaktiv Maßnahmen ergreifen, um Gaslighting zu verhindern, wie etwa durch Schulungen und die Etablierung einer klaren Beschwerdeordnung.

Es ist für Arbeitgeber ratsam, sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen vertraut zu machen und präventive Maßnahmen zu implementieren, um Gaslighting am Arbeitsplatz effektiv zu bekämpfen und mögliche rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

Wie kann man sich gegen Gaslighting wehren?

Foto eines Büroangestellten, der besorgt auf seinen Computerbildschirm blickt.

Sich gegen Gaslighting am Arbeitsplatz zu wehren, erfordert oft Mut und die richtigen Strategien. Hier sind einige Schritte, die Betroffene ergreifen können, um sich zu schützen:

Dokumentation führen
Es ist entscheidend, genaue Aufzeichnungen über Vorfälle zu führen, die als Gaslighting interpretiert werden könnten. Dazu gehören E-Mails, Notizen von Meetings und jegliche Kommunikation, die die manipulativen Handlungen belegen kann.

Vertrauenspersonen suchen
Sich mit Kollegen, Vorgesetzten oder einer Vertrauensperson aus der Personalabteilung zu besprechen, kann helfen, die Situation zu klären und Unterstützung zu finden.

Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Beratung durch Psychologen oder professionelle Berater kann nicht nur bei der emotionalen Bewältigung helfen, sondern auch strategische Ratschläge bieten, wie man im spezifischen Arbeitsumfeld am besten vorgeht.

Rechtliche Beratung suchen
Ein Anwalt kann beraten, welche rechtlichen Schritte möglich sind und wie man sich am besten rechtlich absichert, besonders wenn das Gaslighting schwerwiegende Auswirkungen hat.

Grenzen setzen
Klare Grenzen zu kommunizieren und aufrechtzuerhalten ist wichtig, um zu verhindern, dass sich Gaslighting weiter festigt. Es ist wichtig, konsequent zu sein und nicht zuzulassen, dass die eigenen Wahrnehmungen in Frage gestellt werden.

Interne Beschwerdewege nutzen
Viele Unternehmen haben Verfahren und Richtlinien für Beschwerden bezüglich Mobbing und Belästigung. Diese Wege zu kennen und zu nutzen, kann helfen, die Situation formal anzusprechen.

Indem man diese Schritte verfolgt, kann man sich nicht nur gegen aktuelles Gaslighting wehren, sondern auch präventiv dazu beitragen, eine gesündere und transparentere Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Schutzmaßnahmen und Unterstützung

Um Gaslighting am Arbeitsplatz effektiv zu begegnen, sollten sowohl individuelle als auch organisationale Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Hier sind einige wesentliche Ansätze:

Aufklärung und Schulung: Unternehmen sollten regelmäßige Schulungen und Workshops zum Thema Gaslighting und psychische Gesundheit am Arbeitsplatz anbieten, um das Bewusstsein zu schärfen und das Thema zu enttabuisieren.

Etablierung einer starken Unternehmenskultur: Eine Kultur der Offenheit, des Respekts und der Transparenz kann präventiv gegen Gaslighting wirken. Klare Kommunikationskanäle und eine offene Tür-Politik fördern das Vertrauen der Mitarbeiter.

Implementierung von Unterstützungsangeboten: Bereitstellung von psychologischer Beratung und Unterstützungsgruppen für Betroffene kann helfen, die Folgen von Gaslighting abzumildern und Betroffenen einen sicheren Raum zur Bewältigung zu bieten.

Klare Richtlinien und Beschwerdeverfahren: Eindeutige Richtlinien zum Umgang mit Mobbing und Belästigung inklusive Gaslighting sollten etabliert und allen Mitarbeitern kommuniziert werden. Ebenso sollten klare und anonyme Beschwerdewege vorhanden sein.

Regelmäßige Überprüfungen und Feedback-Schleifen: Durch regelmäßige Bewertungen der Arbeitsatmosphäre und anonyme Umfragen können Probleme frühzeitig erkannt und angegangen werden.

Stärkung der Führungskräfte: Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle in der Prävention von Gaslighting. Sie sollten speziell geschult werden, um Anzeichen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

Durch diese Maßnahmen können Unternehmen nicht nur den betroffenen Mitarbeitern helfen, sondern auch ein gesundes Arbeitsumfeld schaffen, das präventiv gegen Gaslighting und andere Formen der psychischen Belastung wirkt.

Bild eines Gruppengesprächs unter Kollegen über Schutzmaßnahmen gegen Gaslighting.

Fazit: Wie man sich gegen Gaslighting am Arbeitsplatz schützt

Gaslighting am Arbeitsplatz ist eine ernste Herausforderung, die nicht nur die Leistung und das Wohlbefinden der Einzelnen beeinträchtigt, sondern auch die Unternehmenskultur insgesamt schwächen kann. Die wirksame Bekämpfung und Prävention erfordert ein Zusammenspiel aus individuellen Strategien und organisationalen Maßnahmen:

  • Bewusstsein und Bildung: Das Wissen um Gaslighting, dessen Formen und Auswirkungen ist der erste Schritt zur Prävention. Bildungsprogramme und regelmäßige Schulungen können das Bewusstsein schärfen und ein gesundes Arbeitsumfeld fördern.

  • Klare Kommunikation und Richtlinien: Organisationen müssen klare Richtlinien gegen Gaslighting setzen und diese kommunizieren, um allen Mitarbeitern Sicherheit zu bieten und präventiv zu wirken.

  • Unterstützungsstrukturen schaffen: Von psychologischer Beratung bis zu Peer-Support-Gruppen – vielfältige Unterstützungsangebote helfen Betroffenen, die notwendige Hilfe zu erhalten und ihre Situation zu verbessern.

  • Aktives Engagement der Führungskräfte: Führungskräfte müssen in der Lage sein, Gaslighting zu erkennen und dagegen vorzugehen. Ihre Vorbildfunktion und ihr aktives Eingreifen sind entscheidend für die Prävention und Intervention.

  • Offene Diskussionskultur fördern: Eine Kultur, in der Mitarbeiter offen sprechen und Bedenken äußern können, ohne Angst vor Repressalien zu haben, ist essentiell, um Manipulationen wie Gaslighting entgegenzuwirken.

Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen können Arbeitgeber nicht nur ihre Mitarbeiter schützen, sondern auch eine stärkere, resilientere und gesündere Arbeitsatmosphäre schaffen.

 

Kommunikation
Diana Tran

Verfasst von:

Diana Tran

Diana ist nicht nur eine leidenschaftliche Expertin im Bereich Personalwesen, sondern auch eine talentierte Content Writerin. Ihr tiefes Verständnis für die Bedürfnisse von Unternehmen und Mitarbeitern befähigt sie dazu, Inhalte zu erstellen, die nicht nur informativ, sondern auch inspirierend sind. Mit ihrer einzigartigen Fähigkeit, hochwertige HR-Inhalte zu produzieren, ist Diana ein wahrer Schatz für alle, die ihr Wissen über das Personalwesen erweitern möchten.

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