In der pulsierenden Welt der Personalabteilungen und kleinen Unternehmen ist die Wiedereingliederung von Arbeitnehmern nach einer Krankheit oder einem Unfall eine der größten Herausforderungen. Manchmal, trotz der besten Anstrengungen und gut durchdachten Stufenplänen, klappt die Wiedereingliederung einfach nicht. Was dann? Als HR-Manager, beschäftigt mit den Anforderungen des Hamburger Modells oder des betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM), findest du dich möglicherweise in einer schwierigen Lage. (§74 Sozialgesetzbuch V)
Tipp: Dieser Beitrag beleuchtet die Herausforderungen und Lösungen, wenn eine Wiedereingliederung scheitert. Vertiefe dein Wissen mit unserem Artikel über "Wiedereingliederung am Arbeitsplatz: Rechte und Pflichten", um mehr über das komplexe Thema der beruflichen Wiedereingliederung zu erfahren.
Wofür gibt es eine Wiedereingliederung?
Die gegenwärtige Situation zeigt, dass es in Deutschland noch nie so viele Ausfalltage durch psychische Erkrankungen gab, wobei diese Ausfälle auch dreimal so lange andauern wie andere Krankheiten. Schon 2016 betrug die Zahl der Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen durchschnittlich 36 Tage. Ohne eine Vorbereitung die schrittweise erfolgt, ist es für Betroffene kaum möglich, überhaupt wieder in den Job zu starten.
Es sind aber nicht nur die psychischen Erkrankungen, die eine schrittweise steigende Belastung nötig machen können. Denke etwa an Rückenbeschwerden oder auch den Zustand nach einer Operation. Hier ist es sinnvoll, langsam zum gewohnten Pensum zurückzukehren, denn sonst würde alle erzielte Verbesserung der Situation ja wieder zunichtegemacht werden.
Das Ziel der Wiedereingliederung ist aber nicht nur die stufenweise Mehrbelastung, sondern vielmehr auch eine strukturierte und möglichst schnelle Zurückholung ins Team.
Warum klappt die Wiedereingliederung nicht?
Die Gründe können vielfältig sein, aber ein häufiger Auslöser ist eine unzureichende Kommunikation zwischen Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Arzt. Ohne klare Absprache über Erwartungen, Fähigkeiten und Einschränkungen kann der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu einer Belastung für alle Beteiligten werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der gesundheitliche Zustand des Arbeitnehmers. Bei chronischen Erkrankungen oder nach einem schweren Unfall kann es trotz der besten Absichten und Rehabilitationsmaßnahmen zu Rückschlägen kommen. Der Stufenplan zur stufenweisen Wiedereingliederung sollte daher flexibel genug sein, um sich an Veränderungen im Gesundheitszustand anzupassen.
Darüber hinaus können Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg der Wiedereingliederung haben. Oftmals scheitern Wiedereingliederungsmaßnahmen aufgrund der hohen Arbeitsbelastung oder unzureichender Anpassung des Arbeitsplatzes an die Bedürfnisse des Arbeitnehmers.
Letztendlich kann auch die psychologische Komponente eine entscheidende Rolle spielen. Die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einer längeren Auszeit kann Angst und Stress verursachen, was den Heilungsprozess negativ beeinflussen kann. Hier kommt das betriebliche Eingliederungsmanagement ins Spiel, das durch Unterstützung und Verständnis dazu beiträgt, diese Belastungen zu mindern.
Erkennung der Anzeichen eines Scheiterns der Wiedereingliederung
Die Fähigkeit, die Anzeichen eines Scheiterns der Wiedereingliederung zu erkennen, ist von entscheidender Bedeutung. Doch welche Signale solltest du beachten?
Häufige Krankmeldungen oder eine verminderte Arbeitsleistung können auf Probleme hinweisen. Zudem könnten Veränderungen in der Einstellung oder dem Verhalten des Mitarbeiters, wie zum Beispiel Rückzug oder erhöhte Frustration, alarmierend sein.
Beachte auch die Kommunikation mit dem Arzt. Hat der Arzt Zweifel an der Fähigkeit des Mitarbeiters, die Arbeit wieder aufzunehmen, oder hat er Bedenken hinsichtlich der Arbeitsbedingungen, sollten diese ernst genommen werden.
Des Weiteren kann der Umgang mit dem Hamburger Modell oder dem betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) auf potenzielle Probleme hindeuten. Zeigt der Mitarbeiter Widerstand gegen diese Maßnahmen oder gibt es Schwierigkeiten bei der Umsetzung, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass die Wiedereingliederung nicht nach Plan verläuft.
Eine frühzeitige Erkennung dieser Anzeichen kann helfen, negative Folgen zu mindern und rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Denke daran, die Situation offen und empathisch anzugehen. Jeder Mitarbeiter und jede Situation ist einzigartig, und es ist wichtig, individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen zu berücksichtigen.
Wiedereingliederung klappt nicht: Was dann?
Sollte die Wiedereingliederung trotz aller Bemühungen scheitern, ist es wichtig, nicht in Panik zu verfallen. Es gibt verschiedene Maßnahmen und Wege, die sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer in solchen Situationen ergreifen können.
Zunächst einmal sollte der Arbeitgeber eine klare und offene Kommunikation mit dem betroffenen Mitarbeiter führen. Ein ehrliches Gespräch kann dabei helfen, Probleme zu identifizieren und geeignete Lösungen zu finden. Dabei ist es auch wichtig, den Arzt einzubeziehen und dessen medizinische Expertise zu nutzen.
Eine weitere Option könnte die Anpassung der Arbeitszeit oder der Tätigkeit des Mitarbeiters sein. Dabei sollte jedoch immer im Einzelfall und in Absprache mit dem Arzt entschieden werden, welche Anpassungen sinnvoll und möglich sind.
Außerdem könnte das Unternehmen zusätzliche Unterstützung in Form von betrieblichem Eingliederungsmanagement (BEM) oder anderen Rehabilitationsmaßnahmen anbieten. Diese können dazu beitragen, die Arbeitsbelastung zu reduzieren und die Rückkehr in den Arbeitsalltag zu erleichtern.
In manchen Fällen kann auch ein erneuter Krankengeldanspruch bestehen, sollte die Erkrankung erneut zur Arbeitsunfähigkeit führen. Hierzu sollte der betroffene Arbeitnehmer Rücksprache mit der Krankenversicherung halten.
Schließlich sollte der Arbeitgeber auch seine Pflichten im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements und der Lohnfortzahlung im Blick behalten.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Auch wenn die Wiedereingliederung scheitert, gibt es immer Optionen und Wege, um die Situation zu verbessern und den betroffenen Mitarbeiter zu unterstützen. Es erfordert eine gute Planung, Flexibilität und Verständnis, aber mit den richtigen Maßnahmen kann der Übergang zurück in den Arbeitsalltag erleichtert werden.
Vorbeugende Maßnahmen für zukünftige Wiedereingliederungen
Prävention ist der Schlüssel zu erfolgreichen Wiedereingliederungen. Es ist entscheidend, proaktiv zu sein und die richtigen Vorkehrungen zu treffen, um den Wiedereinstieg der Mitarbeiter in den Arbeitsalltag zu erleichtern.
Ein kritischer erster Schritt in diesem Prozess ist die Identifizierung und Anpassung der Arbeitsbedingungen und -belastungen. Durch eine effektive Beurteilung der Arbeitsplätze und eine entsprechende Anpassung kann das Risiko einer erneuten Arbeitsunfähigkeit reduziert werden.
Eine weitere wichtige Maßnahme ist die kontinuierliche Ausbildung und Sensibilisierung der HR-Manager und Arbeitgeber. Du solltest über die neuesten Trends und Best Practices im Bereich Wiedereingliederung, wie das Hamburger Modell oder das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM), gut informiert sein.
Ebenso entscheidend ist eine offene und transparente Kommunikation mit den Arbeitnehmern. Sie sollten über ihre Rechte und Pflichten, aber auch über die Unterstützungsmöglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, gut informiert sein. Dies kann dazu beitragen, Unsicherheiten und Ängste zu mindern und eine positive Einstellung zur Rückkehr in den Job zu fördern.
Außerdem sollte der betriebliche Gesundheitsschutz einen hohen Stellenwert haben. Präventive Gesundheitsmaßnahmen können dazu beitragen, die Anzahl und Schwere der Erkrankungen zu reduzieren und somit auch die Notwendigkeit der Wiedereingliederung zu verringern.
Schließlich ist es wichtig, auf individuelle Situationen und Bedürfnisse einzugehen. Jeder Mitarbeiter und jede Situation ist einzigartig, und eine erfolgreiche Wiedereingliederung erfordert daher einen maßgeschneiderten Ansatz.
Durch die Beachtung dieser Präventionsmaßnahmen können Unternehmen dazu beitragen, zukünftige Herausforderungen bei der Wiedereingliederung zu minimieren und den Übergang für ihre Mitarbeiter so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Das musst du wissen...
Wer zahlt die Wiedereingliederung?
Die Kosten für die Wiedereingliederung trägt die gesetzliche Krankenversicherung. Sie wird als Krankengeld in voller Höhe ausgezahlt und nennt sich Entgeltfortzahlung. Falls die Wiedereingliederung nach einer Reha-Maßnahme erfolgen soll, zahlt die Rentenversicherung ein Übergangsgeld. Das gilt aber nur, wenn die Wiedereingliederung innerhalb von 4 Wochen nach der Reha startet. Dem Arbeitgeber steht es natürlich frei, dem Mitarbeiter freiwillig ein Gehalt zu zahlen, was dann aber zu einer Kürzung des Krankengeldes führen kann. Hier lohnt es sich, wenn du klare Absprachen darüber triffst, wie es für beide Parteien günstig ist. Das Gehalt kürzt sich natürlich auch um die gekürzte Arbeitszeit, denn es ist nicht zumutbar, dass du volles Gehalt bekommst, wenn du beispielsweise nur 50% arbeitest.
Gehalt bei Wiedereingliederung: Entgelt oder Krankengeld?
Die Frage nach der Bezahlung während der Wiedereingliederung ist ein wichtiges Anliegen. Hier hängt die Antwort stark vom individuellen Fall ab.
Während der sogenannten "stufenweisen Wiedereingliederung" nach dem Hamburger Modell, erhält der Arbeitnehmer in der Regel weiterhin Krankengeld von seiner Krankenkasse. Dies ist der Fall, weil die stufenweise Wiedereingliederung als Teil der medizinischen Rehabilitation angesehen wird und der Arbeitnehmer offiziell noch als arbeitsunfähig gilt.
Wenn die Lohnfortzahlung des Arbeitgebers noch läuft, also die ersten sechs Wochen der Arbeitsunfähigkeit, dann erhält der Arbeitnehmer sein normales Gehalt.
Das Entgelt während der Wiedereingliederungsphase im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) ist dagegen verhandelbar und muss zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geklärt werden.
Wie gelingt eine gute Wiedereingliederung?
Bei der Wiedereingliederung geht es nicht nur um die stufenweise Mehrbelastung des Mitarbeiters. Es geht auch darum, diesen Menschen wieder ins Team zu integrieren. Denn während der Abwesenheit haben alle anderen Teammitglieder Mehrarbeit geleistet und auch das ist zu würdigen. Die Übergabe erfolgt also schrittweise und der Belastbarkeit angepasst, aber auch den Abläufen entsprechend. Mit einigen Maßnahmen ist es möglich, die Wiedereingliederung positiv zu gestalten:
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Miteinander sprechen: In solchen Gesprächen sollten alle Beteiligten ehrlich sein. Wie stellt sich der Mitarbeiter den Wiedereinstieg vor? Was erwartet der Arbeitgeber? Wie kann ein erneuter Ausfall verhindert werden? Wenn es beispielsweise um ein Burnout ging, sollte geklärt werden, wie es dazu kam und wer was tun kann, damit die Überlastung nicht direkt wieder losgeht.
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Optimistisch sein: Es handelt sich um einen Neueinstieg und der gibt immer auch die Chancen, Dinge neu zu gestalten. Wenn sich beide Parteien in Optimismus üben, wird es auch für alle leichter.
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Mit Feedback arbeiten: Es sollte sich keine permanente Kritikkultur etablieren. Aber es sollten regelmäßige Feedbackgespräche stattfinden, die es allen leichter machen und die eine Rückkehr in die schädlichen Strukturen verhindern. Diese Kommunikation sollte auch nach der Wiedereingliederung aufrechterhalten werden.
Fazit
Die Wiedereingliederung von Mitarbeitern nach Krankheit oder Unfall ist eine komplexe Aufgabe, die mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Trotz guter Planung und Vorbereitung kann es vorkommen, dass die Wiedereingliederung scheitert. In solchen Fällen ist es wichtig, kühlen Kopf zu bewahren und mit offenem Dialog, Flexibilität und einem Plan B vorzugehen.
Es gibt eine Reihe von Anzeichen, die auf ein mögliches Scheitern der Wiedereingliederung hinweisen können. Eine frühzeitige Erkennung kann helfen, negative Konsequenzen zu minimieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Präventive Maßnahmen spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg zukünftiger Wiedereingliederungen. Dazu gehören eine Anpassung der Arbeitsbedingungen, fortlaufende Schulungen für HR-Manager, offene Kommunikation mit den Mitarbeitern und die Priorisierung des betrieblichen Gesundheitsschutzes.
Für den Fall, dass eine Wiedereingliederung nicht wie geplant verläuft, gibt es immer noch Möglichkeiten und Wege, um die Situation zu verbessern und den betroffenen Mitarbeiter zu unterstützen.
Abschließend möchten wir alle HR-Manager ermutigen, diese Herausforderungen proaktiv anzugehen. Mit der richtigen Einstellung, den passenden Werkzeugen und einem starken Fokus auf Kommunikation und Unterstützung können wir die Wiedereingliederung zu einer positiven Erfahrung für alle Beteiligten machen.