Kulturschock und Unternehmenskultur – Was hat das miteinander zu tun?

  • Verfasst von: Diana Tran
  • Letzte Aktualisierung: 23 Oktober 2024
Verschiedene Modelle der Unternehmenskultur – viele Beispiele zeigen, dass sich Arbeitnehmer nicht so einfach anpassen können.

Die Unternehmenskultur definiert die Essenz eines Unternehmens durch seine Werte, Überzeugungen, Verhaltensweisen und die Art, wie es seine Mitarbeiter behandelt und Geschäfte abwickelt. Sie bildet das unsichtbare Rückgrat, das Entscheidungen leitet, Innovation fördert und den Umgang mit Herausforderungen prägt.

Die Ansätze zur Unternehmenskultur sind vielfältig und reichen von Edgar Scheins Ebenenmodell, das Artefakte, bekundete Werte und Grundannahmen unterscheidet, bis hin zu Charles Handys Typologie, die Kulturen in Club-, Rollen-, Aufgaben- und Personenkulturen einteilt. Jedes Modell bietet einen Rahmen, um die komplexen Wechselwirkungen innerhalb eines Unternehmens zu verstehen und wie diese die Motivation, Leistung und das Engagement der Mitarbeiter beeinflussen. In der Praxis ermöglicht ein gutes Verständnis von Unternehmenskultur Führungskräften und HR-Profis, gezielt positive Veränderungen zu fördern und eine Umgebung zu schaffen, in der Mitarbeiter und Unternehmen gemeinsam wachsen können.

Was bedeutet Unternehmenskultur im globalen Kontext?

In der globalen Arbeitswelt, in der Grenzen immer weiter verschwimmen und die Vielfalt in Teams zunimmt, gewinnt die Unternehmenskultur an entscheidender Bedeutung. Sie ist das Fundament, auf dem Arbeitsweisen, Kommunikation und Führungsstile aufbauen.

Eine starke, positiv geprägte Unternehmenskultur fördert eine Atmosphäre der Offenheit und des Respekts, in der sich Vielfalt und Innovation entfalten können. Sie ermöglicht es, dass Mitarbeiter aus unterschiedlichen Herkunftsländern und Hintergründen effektiv zusammenarbeiten, indem gemeinsame Werte und Ziele vermittelt werden, die über individuelle Unterschiede hinausgehen.

Die Art und Weise, wie in einem Unternehmen kommuniziert wird, ob offen und unterstützend oder verschlossen und kompetitiv, spiegelt seine Kultur wider und beeinflusst direkt die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter. Eine Kultur, die Transparenz, Feedback und konstruktive Kritik fördert, trägt dazu bei, dass sich Mitarbeiter wertgeschätzt und gehört fühlen. Dies wiederum steigert nicht nur die individuelle Produktivität, sondern stärkt auch das Teamgefühl und fördert eine hohe Mitarbeiterbindung.

Führung innerhalb einer positiven Unternehmenskultur bedeutet, Vorbild zu sein, Vertrauen aufzubauen und Mitarbeiter zu ermächtigen. Führungskräfte, die die Kultur leben und fördern, schaffen eine Umgebung, in der Mitarbeiter motiviert sind, ihr Bestes zu geben, Risiken einzugehen und Innovation voranzutreiben. Dies führt zu einer höheren Leistungsfähigkeit des Unternehmens insgesamt.

Der Einfluss einer wohldefinierten und gelebten Unternehmenskultur auf die Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität ist somit immens. Sie ist der Schlüssel zur Gewinnung und Bindung von Talenten, zur Steigerung der Leistung und zur Sicherung des langfristigen Erfolgs in der global vernetzten Wirtschaft.

Mitarbeiter wünschen sich heutzutage mehr als nur einen Gehaltscheck – umso wichtiger werden Faktoren wie Zufriedenheit am Arbeitsplatz, wenn es um die Gesamtproduktivität geht.

Abwerbung von Fachkräften auf internationaler Ebene: Gehalt versus Kultur

Die Unternehmenskultur sorgt dafür, dass sich Menschen leicht eingewöhnen oder nicht.

In der heutigen globalisierten Wirtschaft ist die Abwerbung von Fachkräften über Ländergrenzen hinweg ein gängiges Phänomen, bei dem hochqualifizierte Talente durch attraktive Gehaltsangebote zu einem Wechsel bewegt werden sollen. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend den Wert, den internationale Expertise für ihre Entwicklung und ihren Erfolg bringen kann. Ein prominentes Beispiel ist die Technologiebranche, in der führende Firmen aus dem Silicon Valley gezielt Fachkräfte aus Europa und Asien rekrutieren, um ihre Innovationskraft zu stärken. Ähnliche Trends sind in der Automobilindustrie zu beobachten, wenn insbesondere chinesische Unternehmen deutsche Ingenieure und Technologieexperten mit lukrativen Angeboten locken.

Die Entscheidung, ein Angebot im Ausland oder auch in europäischen Zentralen ausländischer Arbeitgeber anzunehmen, bringt jedoch nicht nur finanzielle Vorteile mit sich, sondern konfrontiert die Fachkräfte auch mit einer völlig neuen Unternehmenskultur. Das kann zu einem ausgeprägten Kulturschock (culture shock) führen, der sich in Unsicherheit, Frustration und dem Gefühl der Entfremdung äußert.

Die Arbeitsweise, Kommunikationsstile und Hierarchien können stark von dem abweichen, was sie gewohnt sind. In manchen Fällen sind die Unterschiede so gravierend, dass die Integration in die neue Umgebung als herausfordernd empfunden wird. Beispielsweise können in einigen asiatischen Unternehmen striktere Hierarchien und eine geringere Toleranz für Fehler vorherrschen, was für Fachkräfte aus westlichen Ländern, die eine offene und fehlertolerante Kultur gewohnt sind, schwer anzupassen ist.

Nach einer anfänglichen Honeymoon Phase, in der man noch probiert, sich der fremden Corporate Culture anzupassen, folgt die Ernüchterung und die Menschen bemerken, dass sie mit dieser andersartigen Unternehmenskultur langfristig doch nicht klarkommen. Gerade die nachfolgenden Phasen zeigen, ob die Unterschiede nur in den unterschiedlichen Sprachen liegen oder ob es noch andere Merkmale des Unternehmens sind, in denen man sich voneinander unterscheidet.

Der Kulturschock, der aus der Konfrontation mit einer neuen Unternehmenskultur resultiert, unterstreicht die Bedeutung, die der kulturellen Passung bei internationalen Karriereentscheidungen zukommt.

Während ein höheres Gehalt auf den ersten Blick verlockend erscheinen mag, kann eine unpassende Unternehmenskultur die Arbeitszufriedenheit erheblich mindern und sogar dazu führen, dass Fachkräfte ihre Entscheidung überdenken und zu Unternehmen zurückkehren, deren Kultur besser zu ihren persönlichen Arbeitsweisen passt. Das verdeutlicht, dass neben dem finanziellen Anreiz auch die kulturelle Kompatibilität eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen internationalen Karrierewechsel spielt.

Dieser Thematik nahmen sich bereits in den 80er Jahren Peters und Waterman an, die daraufhin verschiedene Modelle der Unternehmenskultur definierten. Sie zeigten auf, dass die Werte innerhalb der Unternehmenskultur international sehr unterschiedlich sein können, was zum sogenannten "Culture Shock" führen kann.

Fallbeispiel: Deutsche Führungskräfte bei chinesischen Autoherstellern

Die Normen des Unternehmens definieren das Handeln und den Umgang mit den Anforderungen innerhalb der Organisation

Ein prägnantes Beispiel für die Herausforderungen, die mit der Abwerbung von Fachkräften auf internationaler Ebene verbunden sind, findet sich bei deutschen Führungskräften, die zu chinesischen Automobilherstellern wechseln.

Insbesondere bei Great Wall Motor, einem führenden chinesischen Automobilhersteller, haben deutsche Experten, die von traditionellen deutschen OEMs (Original Equipment Manufacturers) abgeworben wurden, erhebliche Schwierigkeiten erlebt. Trotz der Verlockung durch deutlich höhere Gehälter stießen sie auf eine Unternehmenskultur, die sich stark von der in Deutschland üblichen unterschied.

Berichten zufolge herrschten in der Europa-Zentrale in München ein recht rauer Umgangston, strengere Hierarchien und eine zentralisierte Entscheidungsfindung, die direkt aus China gesteuert wurde. Das führte zu einem erheblichen Kulturschock bei den abgeworbenen Führungskräften, die Schwierigkeiten hatten, sich an den geringeren Gestaltungsspielraum und die andersartigen Führungsstile anzupassen.

Die Folge war eine hohe Fluktuation unter den hochqualifizierten Fachkräften. Viele der abgeworbenen Führungskräfte entschieden sich dazu, das Unternehmen zu verlassen und zu deutschen Automobilherstellern zurückzukehren, wo sie eine vertrautere und als angenehmer empfundene Arbeitskultur vorfanden, die ihrer Definition von einer guten Unternehmenskultur eher entsprach.

Diese Erfahrungen unterstreichen die Bedeutung der Unternehmenskultur und das Bedürfnis nach einer guten Passung zwischen den Werten und Arbeitsweisen eines Unternehmens und denen seiner Mitarbeiter. Trotz attraktiver finanzieller Anreize zeigte sich, dass eine unpassende Unternehmenskultur signifikante Auswirkungen auf die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung haben kann. Solche Beispiele gibt es inzwischen zahlreiche, dass sich die Werte und Normen in den Unternehmenskulturen kaum auf eine gemeinsame Basis bringen lassen – und schon steht der Begriff Kulturschock im Raum.

Kulturschock: Ursachen, Symptome und Bewältigungsstrategien

Die Unternehmenskultur gibt die Definition für das Handeln innerhalb der Organisation.

Kulturschock in einem beruflichen Umfeld tritt auf, wenn Mitarbeiter sich plötzlich einer Unternehmenskultur gegenübersehen, die stark von ihrer eigenen abweicht. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und reichen von unterschiedlichen Kommunikationsstilen, Arbeitsweisen, Führungsprinzipien bis hin zu abweichenden Werten und Normen. Symptome eines Kulturschocks können Desorientierung, Stress, Frustration und sogar Ablehnung der neuen Kultur sein. Mitarbeiter fühlen sich oft isoliert, missverstanden und kämpfen mit der Anpassung an ungewohnte Arbeitspraktiken.

Um Kulturschocks vorzubeugen oder damit umzugehen, können Unternehmen und Mitarbeiter verschiedene Strategien anwenden. Eine wirksame Maßnahme ist die umfassende Vorbereitung und Schulung der Mitarbeiter über die neue Kultur vor dem Wechsel.

Das kann durch interkulturelle Trainings, Mentoring-Programme und Austauschmöglichkeiten mit bereits erfahrenen Kollegen erfolgen. Unternehmen sollten eine offene Kommunikationskultur fördern, die es neuen Mitarbeitern erleichtert, Fragen zu stellen und Unterstützung zu suchen.

Darüber hinaus ist die Schaffung eines inklusiven Arbeitsumfeldes, das Vielfalt wertschätzt und fördert, entscheidend. Indem man einen sicheren Raum für den Austausch kultureller Erfahrungen bietet, können Missverständnisse abgebaut und ein tieferes gegenseitiges Verständnis gefördert werden.

Letztlich ist die Anpassungsfähigkeit und Offenheit der Mitarbeiter, sich auf einen Kulturwandel und damit eine andere Corporate Culture einzulassen, ein Schlüsselfaktor. Durch proaktive Bemühungen, die neue Kultur zu verstehen und zu respektieren, können sie den Kulturschock überwinden und eine bereichernde berufliche Erfahrung gewinnen.

Die Rolle der individuellen Werte und Prioritäten bei der Jobwahl

Verschiedene Modelle innerhalb der Unternehmenskultur – viele Beispiele zeigen, dass die Anpassung gar nicht so einfach ist.

Die Entscheidung für oder gegen einen Job basiert nicht allein auf finanziellen Anreizen. Individuelle Werte und Prioritäten spielen eine entscheidende Rolle in diesem Prozess, insbesondere in einer Zeit, in der die Arbeitnehmenden zunehmend Wert auf Sinnhaftigkeit und Zufriedenheit im Berufsleben legen. Die Selbstreflexion über das, was einem im Leben und in der Arbeit wichtig ist, wird somit zu einem zentralen Element bei der Jobwahl.

Gehalt ist zweifellos ein wichtiger Faktor, der Sicherheit und Lebensstandard beeinflusst. Jedoch hat die Unternehmenskultur einen ebenso bedeutenden Einfluss auf das tägliche Wohlbefinden und die langfristige Karriereentwicklung. Eine Kultur, die mit den persönlichen Werten übereinstimmt, fördert nicht nur die Motivation und Leistung, sondern auch die Zufriedenheit und das Engagement am Arbeitsplatz.

Die Bewertung von Gehalt gegenüber Unternehmenskultur erfordert eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst: Was motiviert mich? Welche Arbeitsumgebung lässt mich aufblühen? Bin ich bereit, für ein höheres Gehalt Kompromisse bei meinen Kernwerten zu machen?

Die Antworten auf diese Fragen helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen, die nicht nur finanzielle, sondern auch persönliche Erfüllung berücksichtigt. Letztendlich führt die Abwägung zwischen Gehalt und Kultur zu einer bewussteren Jobwahl, die die Grundlage für langfristiges berufliches Glück und Erfolg bildet.

Was heißt das alles für die Zukunft?

Die Bedeutung einer passenden Unternehmenskultur für den langfristigen Erfolg und das persönliche Wohlbefinden der Menschen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie ist das Fundament, auf dem sich nicht nur die individuelle Karriere, sondern auch der Unternehmenserfolg aufbaut.

Eine Kultur, die mit den persönlichen Werten der Mitarbeiter im Einklang steht, fördert eine tiefgreifende Zufriedenheit und Motivation, die weit über monetäre Anreize hinausgeht.

Führungskräfte und HR-Verantwortliche spielen eine Schlüsselrolle bei der Schaffung und Pflege einer solchen Kultur, das zeigen vielfältige Beispiele. Sie müssen sensibel für die Bedürfnisse ihrer Teams sein und eine Umgebung schaffen, in der Vielfalt geschätzt, Kommunikation gefördert und individuelle Stärken genutzt werden.

Der Ausblick in eine solche Zukunft verlangt nach Führungspersönlichkeiten, die bereit sind, über traditionelle Managementpraktiken hinaus zu denken und aktiv Brücken zwischen unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu bauen. Nur so kann eine inklusive, resiliente und flexible Unternehmenskultur entstehen, die es allen Mitarbeitern ermöglicht, ihr volles Potenzial zu entfalten und somit zum gemeinsamen Erfolg beizutragen.

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Kommunikation
Thema: Kommunikation / Kulturschock

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